DSGVO und EU AI Act: Was Unternehmen jetzt wissen müssen
Erfahren Sie, welche Konsequenzen DSGVO und der neue EU AI Act für Ihr Unternehmen haben – und wie Sie KI rechtssicher und zukunftssicher einsetzen.

DSGVO und EU AI Act: Was Unternehmen jetzt wissen müssen
Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) ist seit 2018 der Maßstab für den Umgang mit personenbezogenen Daten in Europa. Nun folgt mit dem EU AI Act die weltweit erste umfassende Regulierung für Künstliche Intelligenz. Beide Regelwerke stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen – aber auch vor Chancen, Vertrauen und Wettbewerbsvorteile aufzubauen.
In diesem Artikel erfahren Sie, welche Anforderungen auf Ihr Unternehmen zukommen, wie sich DSGVO und EU AI Act überschneiden und welche konkreten Schritte Sie jetzt gehen sollten.
1. DSGVO und KI: Ein komplexes Zusammenspiel
Die DSGVO verpflichtet Unternehmen dazu, personenbezogene Daten rechtmäßig, zweckgebunden und transparent zu verarbeiten. Für KI bedeutet das:
- Transparenz: Betroffene müssen verstehen können, wie ihre Daten verarbeitet werden.
- Rechte der Betroffenen: Datenzugriff, -berichtigung und -löschung müssen jederzeit möglich sein.
- Datenminimierung: Nur notwendige Daten dürfen verarbeitet werden.
- Sicherheit: Verschlüsselung, Zugriffskontrollen und Privacy by Design sind Pflicht.
👉 Fazit: Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre KI-Tools DSGVO-konform entwickelt, implementiert und betrieben werden.
2. Der EU AI Act: Neue Spielregeln für KI-Systeme
Der EU AI Act ergänzt die DSGVO und regelt den Einsatz von KI nach einem risikobasierten Ansatz:
- Verbotene KI: Systeme, die grundlegende Rechte verletzen (z. B. Social Scoring).
- Hochrisiko-KI: z. B. im Recruiting, im Finanzwesen oder im Gesundheitssektor. Hier gelten strenge Auflagen zu Transparenz, Datenqualität und menschlicher Aufsicht.
- Geringes Risiko: z. B. Chatbots, die Transparenzpflichten erfüllen müssen.
- Minimales Risiko: z. B. Spamfilter. Kaum zusätzliche Auflagen.
👉 Fazit: Je nach Einstufung müssen Unternehmen umfangreiche Dokumentation, Risikobewertungen und Audits durchführen.
3. DSGVO und EU AI Act: Wo sich die Pflichten überschneiden
Beide Regelwerke greifen ineinander – und Unternehmen müssen sie gemeinsam denken.
Beispiele:
- Recruiting-Tools: Hochrisiko nach EU AI Act + DSGVO-Pflichten zur Datenverarbeitung.
- Kundendatenanalyse: Erfordert DSGVO-konformen Datenschutz und AI-Act-konforme Transparenz.
- Bias & Fairness: Der AI Act verlangt diskriminierungsfreie KI – ein Ziel, das auch in der DSGVO verankert ist.
👉 Fazit: Unternehmen können es sich nicht leisten, nur eines der beiden Regelwerke zu beachten.
4. Praxisbeispiel: Recruiting-Software als Hochrisiko-KI
Nehmen wir das Beispiel einer KI-basierten Recruiting-Software, die Bewerbungen analysiert, Kandidaten bewertet und eine Vorauswahl trifft.
- Risikoeinstufung: Nach EU AI Act fällt diese Software in die Kategorie Hochrisiko, da sie direkten Einfluss auf die berufliche Zukunft von Menschen nimmt.
- DSGVO-Anforderungen: Alle Bewerberdaten (Name, Qualifikationen, Werdegang, ggf. sensible Daten) gelten als personenbezogen und müssen DSGVO-konform verarbeitet werden.
Unternehmen müssen daher sicherstellen:
- Transparenz: Bewerber müssen darüber informiert werden, dass eine KI im Auswahlprozess eingesetzt wird.
- Bias-Vermeidung: Algorithmen dürfen keine diskriminierenden Muster (z. B. Geschlecht, Herkunft, Alter) reproduzieren.
- Dokumentation: Die Funktionsweise der Software muss nachvollziehbar dokumentiert und bei Bedarf gegenüber Behörden nachgewiesen werden können.
- Menschliche Aufsicht: Entscheidungen dürfen nicht ausschließlich automatisiert erfolgen – ein Recruiter muss die finale Entscheidung treffen.
👉 Folge: Unternehmen, die diese Vorgaben ignorieren, riskieren nicht nur hohe Bußgelder, sondern auch Reputationsschäden. Wer jedoch transparent und regelkonform vorgeht, gewinnt das Vertrauen von Bewerbern und baut sich einen Wettbewerbsvorteil auf.
5. Konsequenzen für Unternehmen: Was jetzt zu tun ist
Unternehmen sollten die Regulierung nicht als Bürde, sondern als Chance begreifen. Die wichtigsten Handlungsfelder:
- Compliance-Management: Aufbau interner Strukturen zur Einhaltung von DSGVO und EU AI Act.
- Dokumentation & Nachweis: Alle KI-Einsätze müssen nachvollziehbar dokumentiert sein.
- Technische Anpassungen: Privacy by Design & Ethics by Design müssen Standard werden.
- Schulung & Awareness: Mitarbeitende müssen die neuen Rahmenbedingungen verstehen.
- Wettbewerbsvorteil: Compliance kann zum Qualitätssiegel werden, das Vertrauen schafft.
6. Erfolgsfaktor Praxis: Checkliste für Unternehmen
- [ ] Risikokategorie ermitteln: Welche Einstufung gilt für Ihre KI-Systeme?
- [ ] Dateninventar prüfen: Sind Ihre Daten DSGVO-konform strukturiert?
- [ ] Verträge sichern: Haben Sie Data Processing Agreements (DPA) mit allen Anbietern?
- [ ] Bias-Checks durchführen: Werden diskriminierende Muster vermieden?
- [ ] Transparenz schaffen: Wissen Kunden und Mitarbeitende, wie Ihre KI arbeitet?
👉 Diese Checkliste hilft Ihnen, erste Lücken zu schließen und Ihr Unternehmen auf die Anforderungen vorzubereiten.
Fazit: Mehr Aufwand – aber auch mehr Vertrauen
Die Kombination von DSGVO und EU AI Act bedeutet für Unternehmen zwar mehr Aufwand in Compliance, Dokumentation und Prozessen. Gleichzeitig entsteht dadurch aber ein Wettbewerbsvorteil:
- Kunden und Bewerber vertrauen Unternehmen, die verantwortungsvoll mit KI umgehen.
- Regulierungs-Compliance wird zum Differenzierungsfaktor im Markt.
- Frühzeitige Anpassung spart später hohe Kosten durch Strafen und Nachrüstungen.
👉 Handlungsempfehlung: Beginnen Sie jetzt mit einer Bestandsaufnahme Ihrer KI-Systeme, prüfen Sie deren Risikoeinstufung und stellen Sie sicher, dass DSGVO und AI Act gleichermaßen berücksichtigt werden.
Kurzzusammenfassung
- DSGVO regelt den Umgang mit personenbezogenen Daten, der AI Act ergänzt dies um spezifische KI-Regeln.
- Recruiting-Software gilt als Hochrisiko-KI und erfordert besondere Sorgfalt bei Transparenz, Fairness und Aufsicht.
- Unternehmen müssen Transparenz, Datenschutz, Fairness und Dokumentation sicherstellen.
- Compliance ist kein Nachteil, sondern kann als Qualitätssiegel und Wettbewerbsvorteil genutzt werden.